„So etwas habe ich in den letzten 30 Jahren noch nicht erlebt“

Der starke Wirtschaftsaufschwung sorgt für knappe Rohstoffe und steigende Kosten. SVP Supplier Managemenr Harald Hauser über Lagerhaltung, Preiserhöhungen und den Wert guter Partnerschaften.  

ir.news: Welche sind aktuell die großen Herausforderungen in der Beschaffung?

Hauser: Grundsätzlich haben wir heuer mit leichten Steigerungen bei den Rohstoffpreisen gerechnet, aber dann kam im Jänner bzw. Februar bei Rohstoffen ein Preissprung von 30, 40, ja sogar 50 Prozent nach oben. Hauptgrund war die Verknappung von Eisenerz.
Der Weltmarktbedarf an Stahl beträgt ungefähr 1,6 Mrd. Tonnen und davon wird 1 Mrd. Tonnen Stahl in China produziert. Normalerweise hat China einen Eigenbedarf von 800 Mio. Tonnen Stahl und 200 Mio. Tonnen werden exportiert. Aber durch die gute Wirtschaftsentwicklung in China ist heuer der Eigenbedarf gestiegen und es kam zu keinem Export. Das hat dieses Verknappungsszenario ausgelöst, weil diese 200 Mio. Tonnen Stahl am Weltmarkt fehlen.
Die europäischen Hochöfen laufen seit Monaten auf Hochtouren und versuchen den Bedarf abzudecken. Für das zweite Halbjahr 2021 erwarten wir eine Entspannung, die Preise sollten wieder fallen, aber derzeit sehen wir davon noch nichts.
Durch die langen Lieferzeiten werden wir das wohl auch erst im nächsten Jahr spüren. Aber was heuer wirklich einzigartig war und was ich so in den letzten 30 Jahren noch nicht erlebt habe:
Es gab Lieferanten, die hätten uns bei einer reduzierten Liefermenge einen Bonus gegeben. Durch unsere guten Verträge hätten sie bei nicht Ausnutzung den Stahl anderweitig deutlich teurer verkaufen können.

ir.news: Wie hat PALFINGER auf diese Situation reagiert?

Hauser: Wir haben so wie andere auch unser Lager gefüllt, um die Produktion sichern zu können. Und uns war schnell klar, dass die ursprünglich geplante Preiserhöhung bei unseren Produkten nicht reichen würde, um die erhöhten Rohstoffpreise zu kompensieren. Unser Verkauf musste eine weitere Preiserhöhung am Markt platzieren.

ir.news: Ist die Produktion gesichert?

Hauser: Alle Mengen, die wir geplant haben, bekommen wir auch – ganz gleich, ob wir über Stahl oder elektronische Bauteile reden. Das inkludiert auch unsere wichtigsten Sublieferanten, für die wir die benötigten Stahlmengen mitverhandeln. Aber darüber hinaus ist es für uns extrem schwierig, zusätzliche Volumina aufzutreiben, weil unsere Lieferanten diese einfach nicht haben. Und wenn man etwas bekommt, dann nur zu deutlich höheren Preisen.
Probleme gibt es ebenfalls immer wieder mit osteuropäischen Lieferanten, weil diese nach wie vor mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu kämpfen haben. In diesen Zeiten bewähren sich die guten Partnerschaften, die wir mit unseren Lieferanten haben. Wenn wir anrufen und ihnen sagen es „brennt“, dann sind wir von der Priorisierung meistens ganz vorne. Da haben wir eindeutig einen Vorteil! Zusammenfassend können wir bei Palfinger sagen, bis dato haben wir bis auf einigen kurzen Verzögerungen das meiste im Griff.

 

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